Dienstag, 18. April 2017

Tag 24 - Von Bratislava nach Budapest (22. März)

Nachdem die beiden Partypeople mich um kurz nach 4 Uhr nachts geweckt hatten, könnte ich auch nicht mehr richtig einschlafen und nutzte die Zeit um noch eine ordentliche Fahrradnavigationsapp zu downloaden. Komoot hatte mir Thomas aus Lohr am Main empfohlen und da ich nun auch wirklich an der Donau entlängs wollte, entschied ich mich dazu die 20€ in die App zu investieren. Danach ging ich in Ruhe duschen und holte all meine Sachen in Dunkelheit aus dem Zimmer, da ich die anderen nicht wecken wollte. 
 
Um kurz vor 6 Uhr hatte ich dann meine Sachen auf dem Fahrrad verstaut und musste nun nur noch auschecken und etwas zu trinken kaufen. Dazu musste ich die Rezeptionistin wecken, die hinter dem Tresen ein kleines Schlaflager aufgebaut hatte.
Bei Morgengrauen fuhr ich dann durch die schlafende Stadt und freute mich, dass ich als Erster etwas von dem Tag hatte. 
 
Außerdem funktionierte die App super und führte mich direkt auf Fahrradwege. Schnell gelangte ich dann auf den Donauradweg und dort wurde die Freude noch größer, denn die App zeigte mir an, dass ich gleich 40 km dem Weg folgen sollte. Das hieß drei Stunden ohne nachzudenken in die Pedale treten und die Natur genießen. Während ich also die Donau entlang fuhr, tasteten die ersten Sonnenstrahlen über die glatte Wasseroberfläche rechts von mir und die Flächen Felder links von mir. 
 
Wasser rechts und Felder links. Das blieb leider die ganze Zeit über so. Um den Tag etwas spannender zu gestalten, hörte ich eine Folge "Das Podcast UFO" und noch eine "Drei ???"-Folge. Sorgen machte mir nur, dass ich immer noch kein Proviant für den langen Tag dabei hatte und nirgends war eine größere oder kleinere Stadt mit Supermarkt in Sicht. Google Maps empfahl mir einen Bäcker in Wien und zeigte noch einen kleinen Ort etwa einen Kilometer neben dem Donauradweg an. Also entschied ich mich auf gut Glück in den Ort zu fahren und dort selbst nach einem Supermarkt zu suchen. Während ich durch das kleine Örtchen fuhr, sah ich einen Mann, der offensichtlich gerade zur Arbeit fahren wollte. In perfektem Deutsch erklärte er mir den Weg zum nächsten Mini-Supermarkt, der zwei Ecken entfernt lag. Es handelte sich dabei um einen Art Container, der umgebaut wurde. Da dort alles sehr günstig war und ich noch überhaupt nichts gefrühstückt hatte, kaufte ich reichlich ein und begab mich dann wieder zum Donauradweg. 
 
Je höher die Sonne stieg, desto wärmer würde es auch, also zog ich meine kurze Hose an und cremte mich mit Sonnencreme ein. Der wohl bekannteste Radweg war insgesamt kaum befahren, die ersten vier Stunden bin ich auf niemanden gestoßen, musste dafür aber immer Mal wieder irgendwelche Absperrungen überqueren - ob da ein Zusammenhang besteht?
 
Immer Mal wieder ging der Weg etwas von der Donau weg und war der Weg auf den ersten Kilometern noch asphaltiert und in sehr gutem Zustand, wurde der Weg zunehmend schlechter. Auf dem Schotter könnte man fast nicht fahren und so musste ich einige Zentimeter neben dem Weg auf dem Gras fahren. Ärgerlich, wenn man noch dazu Zeitdruck hat. Super dagegen war, dass ich meinen Mund nur eine Minute aufmachen musste und schon hatte ich so viele Viecher im Mund, dass diese einen Eiweisshake locker ersetzen konnten. Wenn man so eine Fliege töten möchte, dann ist sie zu schnell und weicht einem aus, fährt man aber mit 20 km/h Fahrrad, hat man nach ner halbe Stunde eine ganze Fliegenfamilie im Gesicht.
 
Der Weg war sehr anstrengend und so war ich froh, als die App mir verriet, dass ich nur noch um die 65 Kilometer zu fahren hatte. Rechts neben mir lag die Donau, als die App mir sagte, ich solle nun rechts abbiegen. Aber da war nur Wasser. Und klar kann ich über Wasser gehen, aber Fahrrad fahren? Keine Chance! Eine Fähre war auch nicht in Sicht, also fuhr ich einige Meter weiter, damit mir die App eine alternative Route vorschlug, doch die blieb stur und wollte mich unbedingt im Wasser sehen. So musste ich nun doch wieder Google Maps nutzen. Dadurch wurde der Weg deutlich länger und ich fuhr nun nicht mehr auf Fahrradwegen, sondern leider mehr an der Straße entlang durch einige Touristenstädte. Dafür klopfte ein älterer Herr, der im Bus saß an die Scheibe, als er an mir vorbeifuhr und zeigte den Daumen nach oben. Das motivierte mich weiterzufahren und so kam ich schneller, als gedacht in Budapest an. 
 
Vorsichtig schlängelte ich mich durch die Touristenmenge und machte spontan noch ein Foto von einem italienischen Pärchen, das sich offensichtlich nicht traute ein chinesisches Pärchen anzusprechen, um zu fragen, ob dieses ein Foto machen könne, da bin ich natürlich heldenhaft eingesprungen. 
Ich tauschte meine Euros gegen Forint und wurde von einem Chinesen angesprochen, der wissen wollte, was ich denn vorhabe. 
 
Schnell ging es dann ins Hotel, dass für einen völlig fertigen Radfahrer viel zu nobel aussah. Ich aber genoss das tolle Zimmer und kaufte bei Burger King noch etwas zu Essen. Ich war am Ende und gleichzeitig unglaublich glücklich, dass ich diese lange Strecke gemeistert hatte. Ich telefonierte mit meinen Eltern und meiner Tante aus Berlin, um ihnen von dem ereignisreichen Tag zu erzählen. 
 
Danach allerdings, als ich mein erlauschtes Geld zählte und das mit dem üblichen Wechselkurs verglich, merkte ich, dass ich unglaublich schlecht getauscht hatte, was meine Laune etwas trübte, doch anstatt mich weiter darüber aufzuregen, genoss ich noch das tolle Zimmer und entschied noch einen Tag in Budapest zu bleiben, aber das Hotel zu wechseln.

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