Donnerstag, 20. April 2017

Tag 29 - Von Vrbovec nach Catez ob Savi (27. März)

Das Frühstück am Morgen wurde in einem großen Ballsaal serviert, der fast leer war, als ich dort eintraf. 
 
Auch ein Frühstücksbüffet, wie ich es gewohnt war, gab es nicht. Irritiert fragte ich nach, ob ich hier richtig sei. Dem war so, doch ich musste einem Kellner meine Frühstückswünsche mitteilen. Es ist eine Sache fünf Mal zum Buffet zu gehen und unter den Blicken anderer Gäste immer mehr Essen auf den Teller zu packen. Wirklich unangenehm wird es erst, wenn man einer anderen Person seine schlechten Essgewohnheiten erzählen muss. Doch ich legte alle Peinlichkeiten  ab und bestellte nacheinander zwei Schüsseln Cornflakes, Rührei, das mit Mini-Croissants gebracht wurde, Wasser und einen Kakao. Danach war mir zwar ein wenig übel, aber das gute Frühstück war es auf jeden Fall wert gewesen. 
 
Danach wollte ich für den Tag etwas zu Essen einkaufen. Dazu bräuchte ich natürlich die kroatische Währung und im Internet stand, dass ich im Hotel Geld wechseln könnte, doch dem war leider nicht so. So musste ich ohne kroatisches Geld aufbrechen und hoffen, dass mich die Reste der Vortage durch den Tag bringen würden. Dann kam ich allerdings bei einem Eisverkäufer vorbei und bekam Appetit. Englisch sprechen konnte der Verkäufer aber leider nicht und so nutzte ich den Google Übersetzter, um zu fragen, ob ich denn auch mit Euro bezahlen könnte. Ich konnte und bekam als Rückgeld die Kroatische Kuna. So hatte ich auch ein kleines Erinnerungsstück an Kroatien. 
 
Landschaftlich und auch was die Gebäude anging konnte ich keinen großen Unterschied zu Ungarn feststellen. Die Ortschaften wirkten mittelmäßig gepflegt, am saubersten und schönsten waren immer die Kirchen. Ein großer Unterschied zu Ungarn war aber das Fahrverhalten der Auto- und LKW-Fahrer. Die nahmen keine Rücksicht auf mich und fuhren so knapp es ging an mir vorbei, als hätten sie eine Wette am laufen, wer die wenigsten Zentimeter zwischen Auto und mir erreichen konnte ohne mich vom Rad zu hämmern. Das machte das Fahren sehr unangenehm. 
 
Schlimmer wurde es, als ich in die Hauptstadt Zagreb fuhr. Hier gingen alle Passanten wie selbstverständlich auf den Fahrradwegen, wenn man klingelte, tat sich nichts. Allerdings muss ich zugeben, dass ich da auch eine sehr zweifelhafte Doppelmoral entwickelt habe, denn wenn die Fahrradwege unebener, als die Fußgängerwege sind, fahr ich auch auf der angenehmeren Bahn, nehme aber natürlich Rücksicht auf Fußgänger. Dennoch meckere ich über Leute, die den falschen Weg benutzen und mache es selbst. Genauso, wie ich kein Freund von Religionen bin, aber unbedingt in einer Kirche heiraten möchte.
Deutschland wird im Ausland manchmal ein zu hoher Nationalstolz unterstellt, fährt man aber durch Zagreb, kriegt man einen ganz neuen Eindruck von dem Wort, denn die Straße wird gesäumt von Kroatien-Flaggen, die in 10 Meter - Abständen über der Fahrbahn hängen. Doch meine schlechte Laune verflog, als mir ein kroatischer Radfahrer entgegenkam, der mich grüßte mit etwas, das klang, wie "Hallile". Ich nehme mal an, dass das so etwas, wie "Hallöle" heißt, oder vielleicht doch "Du Pfeife, du fährst auf dem Fußgängerweg!". 
Bei einem Bäcker kaufte ich ein paar Brötchen und ein Muffin und bezahlte mit meiner Sparkassenkarte. Die Autofahrer blieben rücksichtslos und so war ich sehr froh, als die slowenische Grenze näher kam. Die war allerdings deutlich kleiner, als die Grenze, die ich am vorigen Tag überquert hatte. Ein kleines Häuschen mit einer Beamtin stand vor einem Zaun, der zwischen zwei Häusern gespannt war und in dessen Mitte eine Tür lag. Als ich an dem Häuschen vorbeifuhr, ignorierte mich die Beamtin, doch als ich die Tür öffnete und kein Fahrrad auf die andere Seite schob, kam sie ganz langsam auf mich zu. Ich holte meinen Ausweis und sie sagte mir, dass ich zu einer anderen Grenze müsse, da diese nur für Slowenen bestimmt war. Also kehrte ich genervt um, fand die andere Grenze aber sehr schnell und konnte dann problemlos weiter. 
 
Ich hatte allerdings damit gerechnet, dass es nach der Grenze die Möglichkeit geben würde Geld abzuheben, denn für die Übernachtung hatte ich nicht mehr genug in bar dabei. Leider war das nicht so und so musste ich über Google Maps noch eine suchen. Relativ schnell hatte ich einen Bankautomaten gefunden, allerdings trennten mich und der Automat ein Zaun, der verschlossen war. Einen anderen Weg sah ich nicht und so kletterte ich kurzentschlossen darüber und bin mir bis heute nicht sicher, ob ich so eine Landesgrenze überquert habe oder ein anderes Verbrechen begangen. 
 
Der Automat jedenfalls spuckte nur 20€-Scheine aus. Zu meiner Unterkunft ging es dann bergauf durch einen Wald - mein Fahrrad musste ich schieben. Auf dem Weg sah ich noch ein totes Reh, das als Gerippe auf dem Weg lag und verdammt doll stank. 
Das Haus hatte ich schnell gefunden, als die Besitzer jedoch nach draußen kamen, sagten sie mir, dass ich dort falsch sei und zum Glück nicht der erste war, dem das passierte. 
 
Ein paar Meter weiter empfing mich dann das Ehepaar, dem das Haus gehörte, in dem ich übernachten würde. Sie waren beide unfassbar nett, erzählten mir von ihrem Sohn, der über deutsches Fernsehen Deutsch gelernt hatte und fragten mich über meine Reise aus. Außerdem bestätigten sie mir, dass die kroatischen Autofahrer nicht die besten seien. Im Kühlschrank hatten sie Kuchen für mich und sie erklärten mir den besten Weg in die Hauptstadt Sloweniens. 
 
Meine bisher beste Hotelerfahrung endete mit mir auf dem großen Bett nach einer Portion Nudeln, die ich in der Köche gemacht hatte. Ich sah mir noch "Wer wird Millionär" mit der wohl komischsten Kandidatin überhaupt an und schlief dann ein.

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