Sonntag, 23. April 2017

Tag 47 - Von Alessandria nach Genua (14. April)

Das, was mich an diesem Tag anspornte die über 1.000 Höhenmeter zu fahren war die Aussicht schon am Nachmittag am Mittelmeer zu sein. Deshalb startete ich den Tag extra früh, auch um möglichst viel von dem teuren Hotelzimmer zu haben, dass ich mir als Ansporn gebucht hatte. Schon um 05:30 Uhr bin ich aufgestanden, habe nicht geduscht, da ich das ja schon am Abend vorher erledigt hatte und habe lediglich Zähne geputzt und leise meine Sachen zusammengeräumt. 
 
Leider hatte ich für den Automaten, bei dem ich mir noch etwas zu trinken und essen kaufen wollte kein Kleingeld mehr, sodass ich mit nicht so viel Proviant aufbrechen musste. Dafür war es unglaublich schön bei Sonnenaufgang in der menschenleeren Stadt loszufahren, dafür war es natürlich noch recht kühl. 
 
Ich versuchte auf der ebenen Strecke, die ich zu Beginn fahren musste sehr schnell zu fahren, damit ich genug Zeit hatte über den nahenden Berg zu fahren. Die Gebirgskette erstreckte sich bereits vor mir, dahinter türmten sich die Wolken, während es bei mir gerade bei strahlendem Sonnenschein wärmer wurde. 
 
Es ging nun das erste Mal leicht bergauf, doch der Weg war anstrengender, als gedacht und meine Beine von den 150 km am Vortag sehr erschöpft. So hatte ich noch mehr Angst vor dem großen Berg den es noch zu bezwingen galt. Eine Hilfe waren dafür alte Folgen vom "Podcast UFO" und "Sanft und Sorgfältig", die ich während des bergauf-Weges hörte. 
Nun sehr langsam kämpfte ich mich nach oben und schon bald begannen meine Knie wirklich stark zu schmerzen. Noch dazu wurde es kalt und nass, da es sich weit oben war, dass ich durch eine Wolke durchfuhr und nun keine 50 Meter weit mehr sehen konnte. 
 
Dafür war der Weg nach unten umso schöner. Ohne die Beine belasten zu müssen raste ich mit 45 km/h den Berg wieder hinunter, eine Nebelwand immer direkt vor mir. 
 
Da ich mir während der Strecke, die es bergauf ging eine Pause gespart habe, holte ich diese nun unten bei einem Eisladen nach. 
Einmal ging es nun noch kurz bergauf, allerdings so steil, dass ich keine andere Wahl hatte und mein Fahrrad größtenteils schieben musste. Der Weg bergab war dann auch nicht viel besser, da es nun Treppen bergab ging. Dafür war ich endlich im leider bewölkten Genua angekommen und hatte wenige Minuten später schon mein Hotel gefunden, in dem ich erst einmal zwei Stunden nur auf dem Bett lag und mir irgendwelche bescheuerten Videos auf YouTube ansah. 
 
Erst jetzt merkte ich so richtig, wie fertig mich die ganze Reise machte. Jeden Tag viele neue Eindrücke, neue Menschen, die man kennenlernt und noch dazu die körperliche Anstrengung zerrten sehr an meinen Kräften. Vor der Reise hätte ich nicht gedacht, wie sehr mich das Alles mitnehmen und beschäftigen würde. Doch es ist in etwa so, wie beim Essen. Auch wenn das Essen sehr gut schmeckt, ist man irgendwann satt und alles, was man dann noch isst, verursacht Bauchschmerzen. Und ich hatte an diesem Tag in Genua den Eindruck, dass ich satt war. Völlig deprimiert machte ich mir Gedanken darüber, ob mein Plan für mich noch so umsetzbar war. Die grobe Idee war als nächstes am Mittelmeer entlang bis nach Barcelona zu fahren und von dort aus durch ganz Frankreich bis nach Paris. Von dort sollte es mit Bus oder Bahn nach London gehen und von dort aus irgendwie nach Belgien/Luxemburg/Niederlande und danach nach Hause. Am 20. Mai musste ich in London sein, denn dort hatte ich ja ein Ticket für das "Harry Potter"-Stück. Und da musste ich feststellen, dass ich das nicht schaffen würde oder eher, dass mir das zu viel war. Das Problem war nicht so sehr die Strecke, sondern eher die täglich wechselnde Umgebung. Darüber wollte ich gerne mit meinen Eltern reden, doch die waren gerade mit der erweiterten Familie zusammen, so konnte und wollte ich nicht alles erzählen, sagte aber, dass ich ziemlich fertig war, woraufhin sie mir rieten noch eine weiter Nacht im Hotel zu bleiben, um etwas runterzukommen oder nur eine kleine Strecke mit dem Rad zu fahren. 
 
Nach dem Gespräch buchte ich dann das Hotelzimmer für eine weiter Nacht und ging noch etwas leckeres zu Essen und Trinken einkaufen. Dann machte ich den großen Fehler ein paar Sprachnachrichten von Freunden zu beantworten, die die volle Portion Depri-Lenny abbekommen haben, Entschuldigung dafür. 
Ich telefonierte dann noch einmal nur mit meinen Eltern, was sehr geholfen hat. Ich hatte vorher festgestellt, dass es schwieriger als gedacht war das Fahrrad von Paris nach London mitzunehmen und mein Papa versprach mir, sich zu Hause dazu zu erkundigen. Außerdem besprachen wir, dass es eine gute Idee sei von London nach Paris mit dem Bus zu fahren und von dort aus mit dem Fahrrad nach Hause. 

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