Sonntag, 14. Mai 2017

Tag 61 - Von Chanas nach Lyon (28. April)

Ein Tag, den ich mir ganz furchtbar windig vorgestellt habe, der dann doch besser, aber immer noch voller hoher Höhen und tiefer Tiefen war. Der Anfang war direkt ziemlich hart. Dass es wolkig und windig werden würde, hatte ich erwartet, aber nun war es wieder ziemlich kalt, ich war von den zwei vorherigen Tagen erschöpft und direkt zu Beginn musste ich einige hundert Meter über einen unebenen Weg fahren, der kein schnelles Tempo zuließ. Noch dazu war alles vollgemüllt, so sah die Gegend noch nicht einmal schön aus. 
 
Langsam wurde der Weg besser, während ich nah an Schienen weiterfuhr. Vor mir tat sich dann ein kleiner Bach auf, der auch über den Weg floss und von weitem, genau wie auf dem Foto ziemlich harmlos aussah, doch als ich ihn durchquerte, war ich überrascht, was für eine Kraft dieses kleine Bächlein doch hatte. 
 
Wieder ging es viel über Flüsse hinüber und an ihnen entlang. So konnte ich immerhin die schöne Natur genießen, obwohl der Wind meine Laune trübte. Auf einem dieser langen Wege an einem der vielen Flüsse Frankreichs entlang, die bei Fahrradfahrern so beliebt sind, sah ich ein Radfahrerpärchen, das verzweifelt eines ihrer Fahrräder beäugte. Ich hielt an und fragte auf Englisch, ob sie denn Hilfe benötigten. Leider konnten die beiden nicht gut Englisch, konnten mir aber zu verstehen geben, dass sie Werkzeug benötigten. Das hatte ich in meiner Lenkertasche und konnte ihnen so schnell helfen. Sie bedankten sich und ich ich freute mich, dass das Werkzeug nun nach über zwei Monaten eine Verwendung gefunden hatte. 
 
Zunehmend wurde das Wetter nun besser, teilweise sogar richtig gut und warm. Die vielen Städte, durch die ich fuhr schützten mich vor dem Wind und so war die zweite Hälfte deutlich leichter zu fahren. Am Fluss, in der Nähe einer Brücke machte ich noch eine Pause, bevor es gut gelaunt weiter in Richtung Lyon ging.
 
Ich war keine drei Kilometer von dem ibis-Hotel in Lyon entfernt, als es noch einmal richtig unangenehm wurde. Die App lotste mich nämlich für etwa 500 Meter auf eine Autobahn. Als ich das merkte, konnte ich schon nicht mehr umkehren und fuhr auf dem breiten Seitenstreifen so weit, wie möglich von den an mir vorbeisausenden Autos entfernt. Dadurch, dass ich ganz rechts fuhr, fuhr ich ohne es zu wissen auf eine Ausfahrt zu einer weiteren Autobahn in Richtung Paris zu. So musste ich anhalten und die Lage erörtern. Die Fahrbahn in Richtung Lyon, die dann auch keine Autobahn mehr war und mich trennten zwei Fahrbahnen, die viel befahren waren. Irgendwie musste ich es rüber schaffen. Während ich also darauf wartete, dass der Autostrom nachließ, dachte ich an die Horrorgeschichten von Menschen, die nach einem Autounfall auf der Autobahn helfen wollten und das Tempo der anderen Autos unterschätzten und so auch angefahren wurden. Das wollte ich nach Möglichkeit umgehen. Während ich also da stand und am ganzen Körper zitterte, würde ich von ein paar Autofahrern wütend angehupt. Verständlich, dachte ich, schließlich hat ein Fahrradfahrer nichts auf der Autobahn verloren. Idiot. Aber ich glaube, dass ich auch nicht den Eindruck machte, dass mir das Ganze hier großen Spaß machte.
 
Irgendwann hatte ich es dann endlich geschafft und kam im Hotel an. Als ich mich im Zimmer auf das Bett setzte, zitterte ich immer noch am ganzen Körper und war froh diese Situation heil überstanden zu haben.

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