Montag, 15. Mai 2017

Tag 66 - Von Motz nach Genf (03. Mai)

Ganze elf Stunden habe ich geschlafen, konnte danach allerdings leider nicht viel frühstücken, da ich am Tag zuvor keinen Supermarkt gefunden hatte. So nutzte ich den Morgen, um meine Sachen zu packen und im Internet nach einer Bäckerei und einem Supermarkt auf meinem Weg in Richtung Genf zu suchen. Schließlich musste ich Essen und Trinken für den ganzen Tag und die folgende Nacht im Bus kaufen und das, bevor ich in der Schweiz war, denn auch noch Geld wechseln wollte ich nicht.
 
Der Himmel war sehr bewölkt, aber es ging zunächst bergab, was meine Laune steigerte. Der Bäcker, den ich im Internet herausgesucht hatte, war schnell gefunden und noch dazu ein ziemlich toller. Die zwei Baguettes, die ich dort kaufte waren noch warm und dufteten so lecker, dass ich direkt ein Stück probieren musste und es waren wirklich ungelogen die besten Baguettes, die ich je gegessen habe. Danach ging es zum Supermarkt, der jetzt nicht so besonders war, eben einfach ein Supermarkt.
 
Es war zwar immer noch etwas bewölkt und windig, auch ging es oft bergauf, aber die schöne Aussicht, die sich mir immer wieder bot, machte all das wieder gut. Da mein Bus erst um 23:55 Uhr in Genf abfahren würde, hatte ich noch viel Zeit und konnte entspannt weiterfahren. 
 
Bei einer Kirche machte ich eine Pause, die eine der skurrilsten meiner Reise werden sollte. Zunächst sah ich einen Jungen, der Gassi mit seinem Hund ging. Das Mächteverhältnis schien noch nicht ganz so geklärt - der Hund zerrte an der Leine und der Junge hatte Mühe sie zu halten. Dann kam der Junge auf die grandiose Idee einen Stock zu werfen, während der Hund noch an seiner kurzen Leine war. Der Stock war geworfen, der Hund wollte hinterher und der Junge wurde mitgezogen. Als Junge und Hund weg waren, fuhren auf einmal drei bis vier Autos auf den Parkplatz der Kirche und eine Gruppe Rentner mit knallgelben Wahnwesten stieg aus. Sie kamen auf mich zu, fragten mich etwas auf französisch, leider konnte niemand Englisch. Sie liefen suchend um das Gebäude herum und versuchten alle nacheinander die Tür aufzumachen, neben der die Bank war, auf der ich saß. Die war verschlossen, auch als der zehnte es versuchte. Dann stiegen sie wieder in das Auto und fuhren weg.
 
Die Grenze von Frankreich zur Schweiz bekam ich dann gar nicht mit. Als ich auf Google Maps nachgucken wollte, wann ich denn in der Schweiz sein würde, war ich schon drinnen. Einen großen Unterschied zwischen den Ländern konnte ich auch nicht feststellen - es reden alle französisch und alles ist zu teuer. Kurz vor Genf machte ich unter einer Brücke eine kleine Umziehpause und tauschte die Radhose gegen eine normale kurze Hose, die ich auf der langen Busfahrt doch lieber anhaben wollte, als eine enge Radhose. 
 
In Genf suchte ich erst einmal die Bushaltestelle, damit ich sie später leichter finden würde und aß dann etwas bei Vapiano. Für eine Pizza Margherita, eine Cola und zwei kleine Gebäckteilchen habe ich dort über 22€ bezahlt. In Slowenien hätte ich dafür ein Zimmer für eine Nacht bekommen...
 
Die restliche Zeit vertrieb ich mir damit am schönen Genfer See zu sitzen und die schöne Stadt mit den imposanten Bergen im Hintergrund zu bestaunen. Ich telefonierte noch mit meinen Eltern und fuhr dann ein paar Runden durch einen angrenzenden Park. Danach fuhr ich noch ein paar Kilometer am Genfer See entlang und setzte mich dort wieder auf eine Bank, um ein paar WhatsApp-Nachrichten zu beantworten. 
 
Beim Busbahnhof angekommen, hatte ich noch einige Zeit rumzukriegen. So unterhielt ich mit einem anderen Wartenden, Karim aus Algerien. Wir sprachen über die zu teuren Preise in der Schweiz, seinen in Karims Augen zu gut bezahlten Bruder und deutsches Bier. Er wollte nach Frankreich, doch wie sich herausstellte, war sein Bus schon weg, sein Handy-Akku fast alle und so sah ich für ihn nach, wann der nächste Bus in seine Richtung abfahren würde. Auf den hätte er noch über sechs Stundne warten müssen, also überlegte er sich Alternativen, als etwa 20 Minuten, bevor mein Bus abfahren sollte ein Bus der Firma "Helmuts Reisen" auf den Parkplatz fuhr. Er überlegte, ob dieser vielleicht nach Frankreich fahren würde und ich ermutigte ihn dort einfach nachzufragen. Er ging zum Bus und kam mit den Worten "This is your bus" zurück. Das konnte ich nicht so wirklich glauben, schließlich wartete ich auf einen grünen Flixbus. Doch als ich den Fahrer fragte, stellte sich tatsächlich heraus, dass das der Bus sein würde. Eine richtige Halterung für mein Fahrrad gab es nicht, so kam es einfach zu dem restlichen Gepäck. Einer der Fahrer machte mich darauf aufmerksam, dass ich zu viel Gepäck dabei hätte und ich log, dass ich bei der Flixbus-Hotline angerufen hätte und die gesagt hätte, dass das so okay wäre. Bei dem Bus konnte ich mit meiner Lüge sehr gut leben.
 

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