Dienstag, 20. Juni 2017

Tag 84 - In London (21. Mai)

Wochenlang, nein, monatelang habe ich auf diesen Tag gewartet, endlich konnte ich "Harry Potter and The Cursed Child" in London im Palace Theatre sehen. Noch dazu war es eine ganz besondere Vorstellung, denn es war die letzte mit dem Original-Cast. 
So machte ich mich morgens ganz aufgeregt auf den Weg vom Hotel zum Flughafen Gatwick, von dort den bekannten Weg mit dem Bus zur Victoria Coach Station und dann zu Fuß zum Palace Theatre, wie auch schon die beiden Tage zuvor mit einer Dose Cola in der Hand, um wach zu werden, denn viel geschlafen hatte ich die vergangenen Nächte nicht. Vorbei ging es wieder am Buckingham Palace. Hier hatte sich eine unglaublich Menschenmenge versammelt, Teile waren abgesperrt und überall Polizisten - die Queen feierte eine Gartenparty...
 
Beim Palace Theatre holte ich dann die beiden Tickets für Teil 1 und 2 des Stücks ab. Nur dafür hatte ich die Kreditkarte meines Vaters durch halb Europa gefahren, da ich mit der Tickets im Internet gekauft hatte und man diese zur Authentifizierung mitnehmen musste. Stellte sich heraus, nope, man braucht doch nur den eigenen Perso...
 
Ich kaufte noch eine Kleinigkeit zu Essen und zu Trinken und reihte mich dann in die Schlange vor dem Theater ein. Einige kamen verkleidet, andere waren ganz fein angezogen, wieder andere in Alltagsklamotten. Die Taschen wurden kurz durchsucht und ziemlich schnell befand man sich im Inneren des schönen Theaters. Eine ganze Stunde vorher, wie einem empfohlen wird, muss man wirklich nicht da sein. Der Merchandising-Stand ist sowieso komplett überlaufen, also kann man die Zeit nur mit Warten verbringen und mit jeder Minute wuchs meine Aufregung. Endlich konnte man seine Plätze einnehmen. Die Tickets haben zusammen ungefähr 100€ gekostet, dafür waren die Plätze ganz okay. Ich saß ganz oben und trotzdem hatte man einen guten Überblick über die Bühne. Nur in einigen Szenen musste sich der gesamte obere Rang etwas nach vorne beugen. 
Und dann begann auch schon das Stück.
 
Von dem Buch war ich nur mäßig begeistert, ich hatte das Gefühl, dass einige Charaktere nicht so wirkten, wie in den Büchern und Filmen und außerdem war mir insgesamt ein wenig zu viel Fanservice. Trotzdem: Man traf Charaktere wieder, die man lieben gelernt hatte und konnte Momente aus den sieben Büchern und acht Filmen noch einmal erleben. Hinzu kamen tolle neue Charaktere, wie zum Beispiel Scorpius Malfoy, der zum Fanliebling wurde. Das Theaterstück verstärkt diese positiven Aspekte und fügt noch so einiges hinzu, die negativen Aspekte werden fast vollständig ausgemerzt, was vor allen Dingen an der grandiosen Schauspielerleistung liegt. Besonders hervorheben möchte ich dabei Jamie Parker, der mich mit seiner Harry Potter Darstellung positiv überrascht hat und Paul Thornley, der aus einem mittelmäßig geschriebenen Ron eine der sympathischsten Figuren in dem Stück gemacht hat. Den wohl schwierigsten Job an diesem Abend hatte James Le Lacheur, der Scorpius Malfoy gespielt hat. Eigentlich hätte Anthony Boyle diese Figur an diesem Tag zum letzten Mal spielen sollen, doch aus Krankheitsgründen fiel dieser zur Enttäuschung zahlreicher Fans aus. Doch James Le Lacheur stand mit einer unglaublichen Präsenz und Spielfreude auf der Bühne, dass ich seinem Spiel gerne noch länger zugesehen hätte. Auch Sam Clemmett überzeugte als Albus Potter und war besonders im Spiel mit Jamie Parker unheimlich stark. Alex Price als Draco Malfoy fand ich leider nur okay. 
 
Neben der tollen Schauspielleistung, beeindruckte mich auch das Bühnenbild und die Choreographien in den Szenen, aber besonders in den Übergängen zwischen den Szenen. Das Theaterstück hatte von der Inszenierung her etwas sehr filmisches an sich. Das Sounddesign war außergewöhnlich, ebenso die Effekte. Beides habe ich so in einem Theater noch nie gesehen und ich dachte auch nichts, dass man die Magie aus den Büchern und Filmen so gigantisch gut ins Theater hätte übertragen können. 
 
Besonders hervorheben möchte ich aber die Musik. Imogen Heap hat eigens für das Stück neue Titel geschrieben, aber auch einige ihrer Lieder verarbeitet. Eines ihrer bekanntesten Lieder, "Hide and Seek" wurde zum Beispiel in einer sehr emotionalen Szene zwischen Scorpius und Albus gespielt. Die Musik ist nie aufdringlich, sondern untermalt die Szenen immer perfekt. Spiel und Musik sind genau aufeinander abgestimmt. Neben "Hide and Seek" kann man sich die Instrumental-Versionen von "The Walk" und "Half Life" anhören, um einen Eindruck zu bekommen, wie sich die Musik in dem Stück anhört. Einen Soundtrack kann man leider noch nicht kaufen.
 
In der Pause ging ich bei Vapiano noch etwas essen und kaufte kurz vor dem zweiten Teil im Shop ein Begleitbuch, ein T-Shirt, ein Notitzbuch, einen Button und einen Magneten. Ich empfehle den Shop nach dem ersten Teil oder vor dem zweiten Teil aufzusuchen.
 
Als das Stück vorbei war, ging ich noch nach hinten zur Stage Door, denn ein paar Minuten später kam ein Großteil der Darsteller sowie der Regisseur und Buchautor des Stücks nach draußen, um sich mit den Fans zu unterhalten, aber vor allen Dingen Autogramme zu geben und Fotos zu machen. Als ich dem Autor Jack Thorne erzählte, dass ich aus Deutschland komme, fragte er mich, wie denn das Buch hier aufgenommen wurde und ich erzählte ihm von der Harry Potter-Lesenacht bei Carlsen, was ihn sehr interessierte. Alle Darsteller waren sehr interessiert an den Fans, fragten woher man komme und wie einem das Stück gefallen hat.
 
Auch die Fans, die auch auf die Darsteller warteten, waren sehr nett, schnell kam man ins Gespräch und besonders toll war, dass sich all die Jahre Englisch-Unterricht nun auszahlten, denn es ist schon schön, wenn man in einigermaßen flüssigem Englisch mit anderen Fans über Harry Potter sprechen kann. Mit einem breiten Lächeln im Gesicht, vielen Fotos im Handy und zahlreichen Autogrammen fuhr ich zurück ins Hotel.
 

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